Historisch gesehen sind Mitarbeitende in professionellen Bürokratien dazu ausgebildet, einheitliche und standardisierte öffentliche Dienstleistungen zu erbringen. Daher wird Erfolg in der Ausbildung typischerweise in der Entwicklung von Tausenden von ähnlich qualifizierten Soldat:innen, Förster:innen oder Polizist:innen gesehen.
Die Zeiten haben sich geändert. Die Herausforderung für die moderne Verwaltung besteht darin, Fähigkeiten von sehr unterschiedlichen Spezialist:innen zu kombinieren, wobei sich die Fähigkeiten bestenfalls kaum überschneiden sollten. Warum ist dies der Fall?
Selbst die einfachsten Dienste so aufzubauen, dass sie den modernen Erwartungen an Geschwindigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit entsprechen, ist ein schwieriges und komplexes Unterfangen. Es ist so komplex, dass selbst in vollentwickelten Unternehmen des digitalen Zeitalters keine einzige Person über alle Fähigkeiten verfügt, die für deren Erfolg erforderlich sind.
Diese Problematik stellt sich auch bei öffentlichen Dienstleistungen. Um beispielsweise ein System aufzubauen und zu betreiben, das es den Bürger:innen ermöglicht, sich online für Arbeitslosengeld zu registrieren, müssen Teams für den öffentlichen Dienst gebildet und angeleitet werden, die eine Vielzahl von unterschiedlich qualifizierten Fachleuten enthalten.
Innerhalb der traditionellen Bürokratie entstehen solche multidisziplinären Teams mit einer Mixtur aus juristischen, technischen, gestalterischen, politischen und Managementkompetenzen nicht von selbst.
Diese unterschiedlichen Kompetenzen sind in der Regel in abgegrenzten Bereichen der Behörden angesiedelt, die ihre eigenen Traditionen haben oder in externen Einrichtungen, die wenig oder gar keine historische Verbindung zur öffentlichen Verwaltung haben.
Darüber hinaus wird die "übliche Betriebspraxis" in öffentlichen Verwaltungen oft von einer engen Zusammenarbeit mit verschiedenen Consultants oder externen Dienstleistern umgesetzt.
Möchte eine Führungskraft im öffentlichen Dienst multidisziplinäre Teams zur Lösung von Problemen der Digitalisierung oder Dienstleistung einsetzen, muss sie folglich damit rechnen, dass Aufbau und Management solcher Teams herausfordernd sein werden.
Mitarbeitende in der öffentlichen Verwaltung, die über diese Kompetenz verfügen, haben im Wesentlichen drei Fähigkeiten:
1 - Die Kompetenz zu erkennen, welcher Mix von Fähigkeiten in einem Projekt der digitalen Ära der Verwaltung benötigt werden.
2 - Die Kompetenz mit sehr unterschiedlichen Arten von Spezialist:innen und Generalist:innen zu arbeiten, die auf unterschiedliche Weise gemanagt werden müssen.
3 - Die Kompetenz politische und organisatorische Herausforderungen zu überwinden, die zum Einsatz und der Unterstützung von Teams im Widerspruch stehen, die entgegen tradierten Normen ungewöhnlich vielfältige Kompetenzen bündeln.
Verwaltungsmitarbeitende, die mit modernen politischen Problemen konfrontiert sind, müssen in der Lage sein zu erkennen, welche Fähigkeiten zur Lösung dieser Probleme erforderlich sind, selbst wenn diese Kompetenzen für die meisten öffentlichen Verwaltungen neu sind.
Um zum Beispiel Nutzerforschung zu betreiben, müssen Teams ausgebildete Nutzerforscher:innen engagieren. Führungskräfte müssen dabei verstehen, welche Art von Rolle diese Personen ausfüllen, und ein Mindestverständnis darüber aufweisen, woraus ihre Arbeit besteht und welchen Wert sie schaffen können.
Nutzerforscher:innen sind nur ein kleiner Ausschnitt von vielen Spezialisten:innen, die für erfolgreiche moderne Kompetenzen benötigt werden. Eine Mischung aus Kenntnissen aus den Bereichen Recht, Finanzen, Politikentwicklung, Softwareentwicklung, Produktmanagement, Datenwissenschaft und Interaktionsdesign ist für den Projekterfolg unerlässlich.